Die vielfach bewährte Pflegeroutine für sensible Haut, die der Haut hilft toleranter zu werden.
Hypersensible Haut ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Reaktionsbereitschaft auf äußere Einflüsse, welche die gesamte Haut oder nur nur einzelne Partien betreffen kann. Die Empfindlichkeit der Haut äußerte sich in subjektiven Missempfindungen, bis hin zu krankhaften Veränderungen der Haut.
Spannungsgefühl, raue Stellen, Schüppchen oder Rötungen, treten oft nach dem Waschen auf oder bei Temperaturschwankungen (warm/kalt). Rötung, Brennen, Juckreiz und die Bildung von kleinen Pickelchen und Pusteln, treten nach der Anwendung eines Kosmetikproduktes auf.
Wo genau die Ursache der Hypersensibilität liegt ist unklar. Vorausgegangene Erkrankungen, Medikamenteneinnahme, psychischer Stress, Umweltreize, starkes Schminken oder Unverträglichkeiten und Allergien auf bestimmte Kosmetikinhaltsstoffe, kommen als Auslöser in Frage. Tritt die Reaktion kurz nach der Anwendung eines Kosmetikproduktes auf und klingt innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden wieder ab, handelt es sich um eine unspezifische Hautreizung bzw. Unverträglichkeit. Tritt die Reaktion verzögert auf und bleibt mehrere Tage bestehen, handelt es sich um eine Allergie.
Bei hypersensibler Haut werden in der Regel Kosmetikprodukte aus der Apotheke empfohlen, die als besonders reizarm und hypoallergen gelten. Da diese Produkte speziell für hochsensible Haut entwickelt wurden, sind sie in der Regel parfümfrei und enthalten weniger Inhaltsstoffe als Produkte für normale Haut.
Die Vielfalt der Unverträglichkeiten und Reaktionen der Haut macht es extrem schwer, eine allgemeingültige Regel zu definieren, was hypoallergen oder sensitiv eigentlich ist. Nicht immer sind nur Duftstoffe schuld an einer Hautreizung, oft machen auch bestimmte Lösungs- und Konservierungsmittel Probleme. Deshalb ist der blinde Griff ins Apothekenregal eher eine reine Glückssache.
Die Anzahl der verwendeten Produkte sofort auf ein Minimum reduzieren. Idealerweise sollten nur noch minimalistisch zusammengesetzte Produkte, mit überschaubaren Rezepturen zum Einsatz kommen. Dieses Minimalprogramm muss für mindestens 2 Wochen durchgehalten werden, bevor ein Produkt ausgetauscht oder dazugenommen werden kann. Ein Hauttagebuch zu führen, kann dabei helfen den Überblick zu behalten und das ursächliche Produkt zu identifizieren. In dem Hauttagebuch werden jeden Tag alle verwendeten Kosmetikprodukte und Medikamente notiert und der aktuelle Hautzustand, mit möglichen Reaktionen festgehalten. Bereits nach zwei bis sechs Wochen stellt sich dann heraus, welche Faktoren sich günstig oder ungünstig auf die Haut ausgewirkt haben.
Die Empfehlung für die Routine ist immer auf dem aktuellsten Wissensstand und wird stetig gepflegt und angepasst, wenn es neue Erkenntnisse gibt.
Produktauswahl bei hypersensibler Haut
milde Reinigungen auf Gel-, Milch- oder Cremebasis
Gesichtswasser zum Sprühen ist besser als zum Auftragen mit dem Wattepad
Die Creme muss von der Reichhaltigkeit her zum Bedarf der Haut passen
Nur silikonfreies Make-up verwenden, idealerweise auf Puderbasis, damit keine Bestandteile in die Haut eindringen. Stark deckende Concealer nur punktuell verwenden, nicht großflächig auftragen, damit die Haut nicht unnötig belastet wird. Ist das nicht möglich, Camouflage (ohne Silikone) als Make-up verwenden, da hier eine linsengroße Menge ausreicht, um das ganze Gesicht abzudecken, so dass im Verhältnis viel weniger belastendes Material auf die Haut aufgebracht wird, als mit normalen Make-ups.
Ein Öl zur gezielten Behandlung akut gereizter Haut ist sinnvoll, weil Öl auf verletzter Haut nicht brennt. Das Öl muss immer in Verbindung mit Feuchtigkeit z.B. Wasser aufgetragen werden, da sonst der Feuchtigkeitsfaktor fehlt.
Zusammensetzung bei hypersensibler Haut
Minimalistische Zusammensetzung
Ohne Parfüm und ätherische Öle
Ohne viel Alkohol (nicht über 5%)
Polyethylenglykole meiden (PEGs)
SLS Tenside meiden (Sodium Lauryl Sulfate, Sodium Laureth Sulfate)
Folgende Lösungsmittel meiden: 1,2-Hexanediol, Butylene Glycol, Dipropylene Glycol, Hexylene Glycol, Phenoxyethanol, Methylpropanediol, Propanediol, Propylene Glycol (nicht verwechseln mit Pentylene Glycol, das ist unproblematisch).
Gut sind beruhigende Wirkstoffe wie Panthenol, Bisabolol, Aloe Vera
geeignete Öle sind z.B. Neutralöl, Squalanöl, Nachtkerzenöl, Mandelöl, Jojobaöl, Olivenöl
Pflegeroutine bei hypersensibler Haut
So wenige Produkte verwenden wie möglich
Produkte nicht oder nur selten wechseln
So wenig waschen wie möglich, 1 x täglich genügt (idealerweise abends)
Mit dem Handtuch trocken tupfen, nicht rubbeln
Handtücher ohne Weichspüler waschen
2 x täglich gut und reichlich pflegen
Nach Bedarf selbstgemachten Masken aus Küchenzutaten anwenden, z.B. aus Avocado Mark, Joghurt, Sahne, Honig oder Eigelb
Bei hypersensibler und akut gereizter Haut, kann die Hautbarriere angegriffen oder gestört sein. Es kann versucht werden, die Hautbarriere wieder aufzubauen und so zu stabilisieren, das sie mögliche Reizauslöser wieder weitgehend selbst zurückhalten kann. So steigt mit zunehmendem Aufbau der Hautbarriere auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Häufigkeit und Intensität der Hautreizungen immer weiter zurückgeht (sog. Outside-In-Hypothese).
Zur Sanierung und Stabilisierung der Hautbarriere gelten nach aktuellem Wissensstand folgende Empfehlungen:
Nur milde Reinigungen ohne Tenside oder nur mit Zuckertensiden verwenden
Pflegeprodukte ohne Parfüm, reizende Stoffe, künstliche Emulgatoren, Mineralöle oder Silikone verwenden
Ideal sind Rezepturen mit nur wenigen, hautfreundlichen Inhaltsstoffen
Gut sind Make-up Produkte aus mineralischen Pigmenten, wie Mineral Make-ups
Gut sind Wirkstoffe wie Panthenol, Hyaluron, Vitamin A, C und E, Coenzym Q10 und Ceramide
Empfehlenswerte Öle sind Neutralöl, Squalanöl, Jojobaöl, Olivenöl